Tagung des ERC-Starting Grant »The Principle of Disruption«
16.–18. November 2017, Technische Universität Dresden
Angesichts der Persistenz ökonomischer, politischer und ökologischer
Krisen wird derzeit der Ruf nach neuen Ordnungen laut, welche die
Kontingenz und Dynamik moderner Wirklichkeiten in Stabilität und
Überschaubarkeit rücküberführen sollen. Wenn populistische
Bewegungen etwa versprechen, die aktuellen Migrationsbewegungen
in ‚geordnete Bahnen‘ zu lenken, und Politiker wie Donald Trump ihre
Erfolge vor allem Ordnungsversprechen zu verdanken scheinen,
geben sie vorderhand das Ziel einer sozialen Entstörung aus; zugleich
aber stören sie selbst bestehende Organisationsformen, denen sie die
Fähigkeit aberkennen, noch länger Ordnung stiften zu können. Parallel
hierzu suchen etablierte Ordnungen solche Störmomente präventiv
einzuhegen und bewegen sich damit ebenfalls innerhalb der Kippfigur
Ordnung/Störung.
Die Tagung befasst sich mit dieser Kippfigur Ordnung/
Störung, deren Wahrnehmung und Funktionalität über drei mögliche
Perspektivierungen rekursiv ausgelotet werden soll. Untersucht werden
Epistemologien, Imaginationen und Praktiken, die zum Tragen kommen,
wenn etablierte Ordnungssysteme gestört, gegeneinander ausgespielt
oder durch vermeintlich »neue Ordnungen« ersetzt werden sollen.
Vor diesem Hintergrund fragt die Tagung »New Order« nach nach Funktionen,
Realisierungsweisen und Reflexionen dieser Kippfigur in den Feldern von
Ästhetik, Politik und Theoriebildung.
Ort
Hülsse-Bau, Festsaal, Helmholtzstraße 10, 01069 Dresden
Stadtplan
Programm
DONNERSTAG, 16. NOVEMBER 2017
13.30 Grußwort des Dekans der Fakultät Sprach-, Literatur-
Kulturwissenschaft Christian Prunitsch
Lars Koch: Begrüßung
DAS REALE DER ORDNUNG
14.00 – Tobias Nanz: Einführung und Moderation
14.15 – Reinhold Görling (Düsseldorf): »The world is a total mess« (Trump):
Der obszöne Genuss der Ordnung an der Störung
15.00 – Paula Diehl (Berlin): Trump und der Verlust der
Referenzen: Zu Populismus, Hyperrealität und
postfaktischer Politik
15.45 – Kaffeepause
16.30 – Johannes Völz (Frankfurt/M.): Trump und der
populistische Erscheinungsraum
17.15 – Niels Werber (Siegen): Disruptive Kommunikation:
Trumps Twittern als Krisenexperiment
FREITAG, 17. NOVEMBER 2017
AFFEKTPOLITIKEN DER ENT/STÖRUNG
10.00 – Christina Rogers: Einführung und Moderation
10.15 – Iris Därmann (Berlin): »Stealing away«: Flucht und
Freitod im transatlantischen Sklavenhandel
11.00 – Kai van Eikels (Berlin): Weder Staat noch Familie,
weder väterlich noch mütterlich: Wie sich zur Ordnung rufen?
11.45 – Kaffeepause
12.00 – Michaela Ott (Hamburg): Affektiv-epistemologische
(Un)Ordnungen
12.45 – Mittagspause
ÄSTHETIKEN GESTÖRTER ORDNUNG
14.00 – Anna Schürmer: Einführung und Moderation
14.15 – Ingar Solty (Berlin): Krisenkapitalismus und neuer
Realismus: Von der Tragödie des ›Leistungsträgers‹ zur
Ästhetik der Disruption?
15.00 – Friedhelm Marx (Bamberg): Störungen unterwegs.
Flughäfen im Werk Kathrin Rögglas
15.45 – Kaffeepause
16.30 – Matthias N. Lorenz, Christine Riniker (Bern):
»Knowing without going«? Zu Störung und
›Entstörung‹ in Christian Krachts und Eckhart Nickels
Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal
(2009/2012)
17.15 – Anna Häusler, Tanja Prokic (Dresden): Schöne alte
Welt. Zu SIGNAs Performance-Installation Das Heuvolk
Samstag, 18. NOVEMBER 2017
IMAGINATIONEN DER NEUORDNUNG
10.00 – Daniel Eschkötter: Einführung und Moderation
10.15 – Julika Griem (Frankfurt/M.): Ordnungs-Fantasien:
Das Büro als Keimzelle von Wissenschaft bei J.J.
Voskuil und Tom McCarthy
11.00 – Steffen K. Herrmann (Hagen): Revolution oder Reform?
Das Politische und die Politik
11:45 – Kaffeepause
12.00 – Felix Trautmann (Frankfurt/M.): Außerordentlich –
konform. Tocquevilles Angst und Schrecken vor der
Macht der Mehrheit
12.45 – Julia Prager (Dresden): Vorverhandeln: Occupy und die
Szene des Zukünftigen