Abstract von
Häusler/Prokic

Schöne alte Welt. Zu SIGNAs Performance-Installation Das Heuvolk

Anna Häusler / Tanja Prokic

Die dänische Künstler-Gruppe SIGNA errichtet fiktionale Welten in Form von temporären Räumen in der Nische zwischen Installationskunst und Theaterperformance. Das darin herrschende Narrativ inkludiert seine von außen hinzukommenden Teilnehmer*innen (das „Publikum“), die meist in Bezug auf die Struktur eines großen Anderen bestimmte Rollen zugeschrieben bekommen. Diese Narrative reichen sowohl räumlich als auch performativ bis ins kleinste Detail und zielen auf dessen unmittelbares körperlich-affektives Erleben und Gestalten. In Das Heuvolk (Mannheim 2017) wird beispielsweise mit messianischer Geste eine bessere Welt, eine ›neue‹ (oder viel mehr alte) gesellschaftliche Ordnung familialer Verschmelzung in Aussicht gestellt. Die Ankömmlinge, als die das Publikum inszeniert wird, müssen sich der Möglichkeit einer Himmelsfahrt noch würdig erweisen. Mehrere Stunden lang durchwandern sie dazu verschiedene einzelne Szenen innerhalb der Installation. Der darin wirksame Prozess einer Auseinandersetzung soziopolitischer Möglichkeiten findet jedoch erst zwischen einem räumlich-installativen, mit narrativen Skripten angereicherten Dispositiv und den darin adressierten Affekten im Zusammenspiel aller Akteure (Räume, Objekte, Schauspielende und Teilnehmende) statt. Das Verhältnis von Dispositiv und Affektmodellierung wollen wir in unserem Beitrag genauer ausloten.