Wissensgeschichte
der Störung

Das Modul „Wissensgeschichte der Störung“ versieht das Projekt mit einer historischen Dimension kulturellen Wissens und untersucht die Störungsdiskurse seit dem 19. Jahrhundert im Hinblick auf die Frage, wie Störung theorieintern als das (vermeintliche) Andere des Normalverlaufs konzipiert wird und wie Theorien selbst mit Ereignissen umgehen, die ihre Beschreibungsroutinen unterbrechen. Gegenstand sind alle jene Wissensfelder, in denen Anomalien als Adressierung einer Semantik des Sozialen beobachtet und als Reaktion neue Wissens- und Ordnungssystematiken vorgeschlagen wurden. Diese Fälle scheinen sich im 19. und 20. Jahrhundert zu häufen: In den Lebenswissenschaften und insbesondere in der Psychoanalyse wurden psycho-physische Störungen erforscht. In der Rechtstheorie wurde der Ausnahmezustand formuliert und in der mathematischen Informationstheorie wurden Überlegungen und Berechnungen zum Rauschen in der Kommunikation vorgebracht. Ziel des Moduls ist es, die Theorien der Störung unterschiedlicher Disziplinen zusammenzutragen und diese im Hinblick auf ihre jeweiligen Wissensordnungen, auf Interferenzen und Latenzen zu befragen.