Weder Staat noch Familie, weder väterlich noch mütterlich: wie sich zur Ordnung rufen?
Kai van Eikels
Ohne Übung darin, etwas mit der Wut über all das Falsche zu machen, ist ressentimentales Geschwätz eine selbstgenügsame Beschäftigung. Dabei scheint der gegenwärtige Zorn des Plebs auf schlechte, zugleich unfreie und ineffektive Weise unverantwortlich – und hat auch kaum bessere Optionen angesichts einer Spaltung des Verantwortlichen ins Väterliche (der Staat als Sachwalter der Ordnung) und Mütterliche (die Sorge, die sich staatliche Institutionen als biopolitische Agenten mit den zivilen Instanzen des Engagierten teilen). Wo die Ordnung den Nimbus des Souveränen einbüßt und die Fürsorge kein Objekt zu fassen bekommt, sieht die Bevölkerung sich in die Rolle des Kindes gezwungen, das nur gehorsam oder ungehorsam sein kann: nicht stören oder stören.
Durch welche Techniken gelänge es, die Affekte, mit denen wir auf politische Akte oder Geschehen mit politischer Reichweite reagieren, aus dieser Familiarität herauszuholen? Und was für eine Art von Geltung ließe sich anders kollektivierten Affekten verschaffen, die Mit-, Gegen- und Durcheinander zu nichtfamilialen, nichtstaatlichen Ordnungen rufen?