»The world is a total mess« (Trump): Der obszöne Genuss der Ordnung an der Störung
Reinhold Görling
Obszön sind Handlungen, die Übertretungen sind, die aber nicht als solche benannt und adressiert werden können. Darin hat jede Ordnung eine obszöne Dimension, weil sie die ihr zugrunde liegende Gewalt aufrufen muss, aber nicht ausspricht. Im Obszönen lauert ihr Exzess. Die Dissoziation des Obszönen unterscheidet sich deutlich von anderen Dissoziationen. Während zum Beispiel der Fetisch auf eine Spaltung zwischen der bewussten oder anerkannten Bedeutung eines Objekts und einer zweiten, energetischen oder psychischen Bedeutung hinausläuft, die unausgesprochen bleiben muss, wirkt das Obszöne gerade dadurch, dass es etwas ausstellt, das doch nicht angesprochen, nicht adressiert werden darf. Der König ist nackt unter seinen Kleidern: Erdogan fühlte sich von Böhmermanns Satire ebenso angegriffen wie Trump durch Gingers Plastik »The Emperor Has No Balls«. Sie praktizieren selbst ständig karnevaleske Übertretungen, aber erheben einen Monopolanspruch darauf. Das ist der Genuss des Souveränitätsanspruches, der Genuss der Ordnung an der Störung.