von Prof. Dr. Tanja Nusser (Cincinnati)
Tanja Nussers Vortrag befasst sich mich mit Darstellungen des Prekariats in Robert Thalheims Netto (2005) und Christina Petzolds Yella (2007). Ausgangspunkt ihrer Überlegungen sind die in zahlreichen Filmen gezeigten Vorstellungsgespräche. Insbesondere in den Filmen der so genannten Berliner Schule (sowohl der 1. als auch der 2. Generation) bilden diese Vorstellungsgespräche Dreh- und Angelpunkte in den Handlungsverläufen – was ihrer Signifikanz in den prekären Lebenssituationen entspricht. In realen und simulierten Bewerbungssituationen werden privater und öffentlicher Raum miteinander verquickt. Fast kafkaesk muten die Bemühungen der Einzelnen an, ihrer sozialen Entmachtung, Vereinzelung und Verelendung zu begegnen und sich des eigenen ‚Lebens’ durch fingierte (innerhalb der Familie oder mit Freund_innen geprobte) Vorstellungsgespräche wieder zu bemächtigen. In diesen privaten Situationen, in denen es jedoch darum geht, wieder Zugang zur Öffentlichkeit zu gewinnen, zeigt sich die ‚Kehrseite’ einer Gesellschaft, die mit neoliberalistischen Slogans die Eigenverantwortlichkeit des Subjekts propagiert, dabei aber die psychologischen Kosten unterschlägt.
Zeit: Di, 24.05.2016, 19:00 Uhr
Ort: Technische Universität Dresden, Wiener Str. 48, Raum 016